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Alles Genies und geborene Juristen – und du verloren mittendrin. Sind alle Jurastudenten wirklich so selbstbewusst?

Beitrag geeignet für: (angehende) Jurastudenten

Dieses Thema wünschte sich meine Community auf Instagram. Ich muss zugeben, dass die Beantwortung dieser Frage für mich ziemlich knifflig ist. Denn, ich kann nicht in die Köpfe aller Jurastudenten blicken, ihre Gedanken addieren und einen Durchschnitt erzielen. Viele Menschen sind geradezu Zauberkünstler, die wissen, einen Blick hinter die Kulissen tunlichst zu vermeiden. Andere sind geborene Selbstdarsteller, die scheinbar als Kind im gallischen Dorf in einen Topf voller Selbstvertrauen gefallen sind. Wie es also wirklich ist, kann ich euch nicht sagen. Doch ich kann von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

Meine Erfahrungen

Ich selbst bin schon immer sehr selbstkritisch gewesen und ging nie an eine Sache mit dem Gedanken „das schaffe ich doch sowieso locker!“ heran. Deshalb war ich auch sehr nervös unter den vielen vermeintlich selbstsicheren Studenten. Einige schienen im ersten Semester schon drei Jahre Berufserfahrung mitzubringen, so wie sie sich in der Vorlesung zu Wort meldeten. Für mich als Introvertierte sowieso eine Katastrophe.

Person A meldete sich immer sehr selbstbewusst in der Vorlesung und schien völlig von sich überzeugt zu sein. In einem persönlichen Gespräch berichtete A vor einer Klausur dann von den ganzen Sorgen, die in A’s Kopf schwebten. Also aus Sicht eines Studenten im Hörsaal super selbstbewusst und ohne jeglichen Selbstzweifel, aus Sicht einer Person im Vier-Augen-Gespräch nicht mehr. Manchmal wirkt es einfach nur so, als ob alle um einen herum sorglos und sicher durch das Leben gehen.

Natürlich traf ich auch einige Kommilitonen, die offensichtlich ein starkes Selbstvertrauen im Studium besaßen und keinen Zweifel daran hatten, dass sie alles sofort und mit Spitzennoten schaffen würden.

Wiederum bemerkte ich Kommilitonen, die ein viel zu großes Selbstbewusstsein hatten und sich ziemlich lächerlich machten. Ich denke an Person B zurück, die regelmäßig anfing mit dem Professor zu streiten – nein, nicht diskutieren, ich meinte tatsächlich streiten. Völlig unhöflich und zum Teil schon beleidigend. Na, das ist dann auch wieder zu viel des Guten.

Ich selbst kam in einer Vorlesung super mit und verstand alles von Anhieb an. Warum? Ich hatte vorgelernt. Wäre es an deiner Stelle also sinnvoll gewesen, dich mit mir zu vergleichen? Nein! Damals lernte ich vor, weil ich die Denkweise des Professors nicht gut nachvollziehen konnte (ist bis heute so, er scheint ein ganz anderes Denkmuster als ich zu haben). Da ich vorlernte, kam ich hervorragend mit und der Stoff festigte sich noch mehr in meinem Kopf. Ich sagte das aber offen zu meinen Kommilitonen. Andere machen das vielleicht nicht und du vergleichst dich mit diesen Personen, die scheinbar alles in der Vorlesung in eben dieser Sekunde verstanden haben und setzt dich unnötig unter Druck.

Es ist einfach sehr schwer zu sagen, wie jemand tatsächlich ist. So oft traf ich Personen, bei denen ich dachte, dass sie völlig selbstbewusst alle Herausforderungen meistern und nie nervös, zweifelnd oder überfordert waren. Doch einige Gespräche später, kristallisierte sich dann doch das wahre Ich heraus. Man weiß einfach nicht, was in dem Inneren eines Menschen vorgeht. Man darf auch niemals vergessen, dass es so viele Dummschwätzer gibt! „15 Punkte. Hm, hab den Tag vorher erst das Buch aufgeschlagen und auch sonst nie etwas für die Uni getan.“ Hört einfach nicht darauf. Es gibt sicher Menschen, die tatsächlich gute Leistungen erbringen, ohne sehr viel dafür zu tun. Aber das sind gewiss nicht alle, die es behaupten. Ignoriert das! Das sind Personen, die als Genie gelten wollen, ohne, dass sie es sind. Dabei ist es doch gerade bemerkenswert, wenn man viel gelernt hat und tolle Ergebnisse bekommt.

Ja, es ist schwer. Man ist ständig Vergleichen ausgesetzt und gerade zu Beginn des Studiums flunkern (fast) alle was das Zeug hält. Haltet euch die Ohren zu! Vergleicht euch nicht! Ich weiß, leichter gesagt, als getan. Ich habe mich meist in der Vorlesung (etc.) im öffentlichen Recht sehr klein gefühlt. Was die nicht alles wussten! Selbstverständlich, als ob sie schon im Kindergarten mit Grundrechten jonglierten. Irgendwann bemerkte ich aber, dass es immer die selben Personen waren. Im Zivilrecht andere. Und im Strafrecht? Ja, da war ich diese Person! Ich bemerkte, dass es immer diejenigen waren, die den Schwerpunkt in diesem Fach belegten bzw. das Begleitstudium absolvierten. Also nein, keine Genies über Nacht, sondern Studenten, die sich in der Zeit eben mehr als ich mit genau diesem Gebiet auseinandersetzten. Fakt ist, dass jeder seine Geschichte hat. Die einen haben in ihrem privaten Leben so viel Stress und Kummer, dass für die Uni nicht viel Zeit bleibt. Da ist ein „bestanden“ schon eine fantastische Leistung! Andere lernen, lernen, lernen und lernen. Andere wiederum wollen auch noch Zeit mit der Familie verbringen, lernen deshalb etwas weniger. Sich zu vergleichen macht also keinen Sinn. Ihr kennt euch nicht und ihr wisst nicht, was verschwiegen wird. Natürlich sind einige im logischen Denken viel besser, als die anderen. Vielleicht aber dafür weniger gut im Umgang mit Menschen. Wir kommen nicht aus einer Törtchenfabrik, in der alle die gleichen Eigenschaften und das gleiche Umfeld haben. Deshalb vergleicht euch nicht! Geht auf diejenigen guten Herzen zu, die gute Noten schreiben und ehrlich sind. Ihr könnt euch von ihnen Tipps holen und an euch arbeiten, indem ihr euch austauscht. 

Bleibt euch selbst treu. Setzt euch nicht zu sehr unter Druck und schaut nicht auf die Noten anderer. Vergleicht euch nur mit eurem früheren Ich.

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