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Das Lernen in der Examensvorbereitung (Jura) – meine Tipps

Für die Examensvorbereitung Tipps weiterzugeben ist meist so kompliziert wie das Examen selbst. Leider gibt es nicht diesen einen Leitfaden, der dich zu deinem Traumexamen bringt. Ich möchte dir dennoch meine Erfahrungen weitergeben und hoffe, dass du etwas Hilfreiches daraus ziehen kannst:

Lernplan

Natürlich benötigst du einen Lern- bzw. Zeitplan. Ohne ist es schier unmöglich. Plane vor dem Examen eine Wiederholungs- bzw. Pufferzeit von einem bis sechs Monate. Das handhabt jeder unterschiedlich, je nachdem, ob du 1 Jahr oder 1,5 Jahre für das Examen lernen möchtest.

Wenn du kein Rep besuchst, kannst du online nach kostenlosen Zeitplänen für das Examen suchen (z.B. bei repetitorium-hofmann.de) oder in Jura-Ratgebern. Du kannst daraus oder aus der Prüfungsordnung eine Check-Liste erstellen. Ich kann dir das definitiv empfehlen, weil du so immer einen Überblick hast, was du schon gemacht hast.

Puffer

Ich weiß, es klappt nicht immer, aber versuch dir Pufferzeit einzuplanen. Definitiv vor dem Examen, aber auch einmal in der Woche. Einen Tag, an dem du grundsätzlich frei hast, aber im Notfall lernen kannst. Für mich selbst war es leider nicht umsetzbar, weil ich auch durch die Zeit im Büro (Tutorentätigkeit) und im UniRep nicht mehr so viele Stunden in der Woche zur Verfügung hatte. Aber merkt dir diesen Tipp dennoch vor.

Wiederholungszeit & Pause

Ich habe damals immer nach 3 Wochen Stofflernen, 1 Woche diesen wiederholt. Dann wieder 3 Wochen Stoff lernen, 1 Woche wiederholen. Nach sechs Wochen habe ich eine Woche Pause gemacht. Am Anfang erscheint dir gerade die Woche Pause nicht wichtig, ist sie aber. Schließlich lernst du nicht nur 3 Monate, sondern 1 – 2 Jahre auf das Examen. Du brauchst Ruhe, um Energie zu tanken. Ich habe mir das zu Herzen genommen, weil ich es in einem Examens-Ratgeber gelesen habe. Nach ca. 6-7 Wochen geht deine Leistungskurve wieder runter. Du kennst das vielleicht selbst vom Sport. Dort braucht der Körper auch Pausen, um wieder leistungsstark zu sein.

Nimm dir auch immer einen Tag in der Woche frei. Aber wirklich! Ich weiß, dass man schnell dazu neigt panisch zu werden. Aber dein Kopf muss abschalten können und schließlich hast du auch noch ein Leben, auch wenn das in der Examensphase schnell in den Hintergrund rückt. Glaub mir, 24/7 zu lernen ist keine Garantie für Erfolg! Ich habe immer am Sonntag nicht gelernt und war im Examen erfolgreich, während es bei einer anderen mir bekannten Person genau andersherum war. Lass dich also nicht von anderen unter Druck setzen, die scheinbar rund um die Uhr pauken. Du brauchst Pause – das ist Fakt! Wenn du sie dir nicht nimmst, wird dich dein Körper dazu zwingen.

Klausuren schreiben

Schreib am Besten zwei Klausuren in der Woche, soweit du die Zeit dafür hast. Ich habe vor dem Erstversuch nur eine Klausur in der Woche geschrieben (hätte aber auch nicht mehr Zeit gehabt) und vor dem Verbesserungsversuch zwei Klausuren pro Woche. Das bringt wirklich mehr! Glaubt mir. Soweit du also die Zeit dafür hast, dann mach das. Beiß in den sauren Apfel! Opfer aber nicht deinen einzigen freien Tag dafür, denn ohne regelmäßige Pausen, wirst du nicht durchhalten. Du kannst also alternativ erst später aufrüsten, wenn du zu wenig Zeit zum Stoff lernen hast. Wenn du z.B. später ein halbes Jahr einplanst, um zu wiederholen. Kannst du ohne Probleme erst in diesem halben Jahr das Klausurenschreiben steigern (vielleicht sogar auf 3x in der Woche).

Machst du kein Rep oder nur das UniRep kannst du online Klausurenkurse buchen, wenn du ein geeignetes online Rep findest.

Schreib die Klausuren realistisch. Ich weiß es ist so hart, vor allem, wenn die Kommilitonen zweistellig schreiben, weil sie nebenher den Kopf in das Lehrbuch gesteckt haben. Aber es bringt nichts! Glaub mir. Du sollst mit den Klausuren deinen Wissenstand prüfen und auch herausfinden was du so leisten kannst, wenn du mal nicht das Auswendiggelernte auf das Papier „klatschen“ kannst. Ja, es ist dann sehr hart, wenn man am Anfang ständig durch die Klausuren fällt. Doch es ist normal. Mein Prof hat damals gesagt, dass er ein halbes Jahr durch jede Probeklausur gefallen ist. Und er hat definitiv ein grandioses Examen geschrieben.

Probeexamen schreiben

Schreib das Probeexamen mit, falls es angeboten wird. Hier übst du die Examenssituation am Besten. Wenn du es sehr früh schreibst, leg deinen Fokus auf das Bestehen. Du brauchst dich nicht runterziehen, wenn die Note nicht stimmt. Das gleiche gilt natürlich für den Fall, dass du das Probeexamen nicht bestehst. Übertrage diesen Gedanken bitte nicht auf das richtige Examen!

Die richtige Einstellung

Noten in den Übungsklausuren: Mach dir keinen Druck wegen den Probeklausuren. Die Noten können wirklich schlimm aussehen. Aber du bist nun mal am Anfang deiner Vorbereitung nicht auf Examensniveau. Ist ja auch logisch, warum sonst vorbereiten? Schau nicht nach links und rechts. Deine Kommilitonen sagen vielleicht, dass sie die Note in Eigenleistung erreicht haben, doch das weißt du eben nicht definitiv. Auch zu bestehen, aber im unteren Bereich zu sein ist völlig in Ordnung.

Der Blick auf das Vollbefriedigend: irgendwann kann man es ehrlich gesagt nicht mehr hören. Alle wollen es, nur um die 13 % (in Bayern) bekommen es und dennoch fühlen sich alle als Versager, wenn sie es nicht erreicht haben. Sieh dir in aller Ruhe die Statistik zu den Examensnoten in deinem Bundesland an. Wo liegt der Durchschnitt? Es ist in Ordnung motiviert und ambitioniert zu sein, nach den Sternen zu greifen und dafür hart zu arbeiten, vor allem, wenn man in der Uni immer zweistellig geschrieben hat. Doch im Jurastudium (eins der schwierigsten Studienfächern Deutschlands!) zum Durchschnitt zu gehören, ist schon eine enorme Leistung. Allein das Examen zu bestehen ist eine enorme Leistung. Schließlich fallen 30 % im Erstversuch durch. Mach dich also bitte nicht runter, wenn du zum Durchschnitt gehörst. Orientiere dich auch ggf. an das, was unter deiner Klausur steht. Oft wirst du dich wundern, dass plötzlich „eine dem Durchschnitt entsprechende Leistung“ steht, obwohl das im Studium selbst noch nicht so aussah. Das Examen hat einfach ein anderes Niveau, als deine Klausuren in der Uni. Versuch dich in der Vorbereitung zu verbessern, aber positive vibes zu haben und dir dankbar zu sein, dass du eine solche große Leistung erbringst!

Der Blick auf die Durchfallquote: die einen denken nur an die Topnoten, die anderen haben Todesangst zu versagen. Ich persönlich hatte den Blick auch immer auf diese erschreckend hohe Durchfallquote. Um die 30 % (in Bayern) sind durchaus nervenraubend. Ja, es kann dir passieren, aber muss es nicht. 70 % sind deutlich mehr und die schaffen es. Außerdem liegt die Durchfallquote beim endgültigen Ausscheiden deutlich niedriger. Sag dir immer wieder, dass du nicht dazu gehören wirst. Fokussier deinen Blick auf die Vorbereitung. Die meisten von uns haben Angst. Wir sind alle in einem Boot. Auch ich hatte sie und ich habe es zweimal geschafft (Erst- und Verbesserungsversuch).

Das Lernen

Lerntipps für das Examen zu geben ist weniger leicht als man denkt. Dennoch möchte ich es versuchen:

Definitionen: Ich habe es bereut die Definitionen nicht sofort gelernt zu haben. Irgendwie habe ich sie immer nach hinten geschoben und dann musste ich richtig pauken. Dabei sind diese das A und O. Gerade im Strafrecht kommt man nicht weit ohne Definitionen. Wenn du also Karteikarten gerne verstauben lässt, dann nutze Apps (auch für den PC) wie Anki oder Brainyoo, um die Definitionen zu digitalisieren und dann regelmäßig auf lange Zeit zu wiederholen. Ich benutze bei Brainyoo immer den Langzeitgedächtnis-Modus.

Skripte lesen: Wenn man liest hat man oft ein gutes Gefühl, obwohl nichts hängengeblieben ist. Versuche deshalb immer 2-4 Seiten (je nach Schriftgröße) zu lesen und dann eine kleine Zusammenfassung aus dem Gedächtnis zu schreiben. Überprüfe nun, ob du etwas vergessen hast und ergänze es. Du kannst natürlich auch auf diese Weise Karteikarten schreiben. Mit dieser Methode bleibt das Gelesene schon mal im Kopf, anstatt einfach nur stur beim Lesen mitzuschreiben. Wenn du den Stoff dann lernst handelt es sich eigentlich um eine Wiederholung. Du wirst merken, dass es leichter ist den Stoff im Kopf zu behalten.

Fälle bearbeiten: je nachdem was für ein Lerntyp du bist, kannst du entweder nur anhand von Fällen lernen oder lieber die Theorie und zusätzlich kleine Minifälle machen. Natürlich sind die kleinen Fälle nicht auf Examensniveau. Mir hat es allerdings sehr geholfen. Schließlich kann man das Gelernte anwenden und später in einem großen Examensfall wie ein kleines Puzzleteil nutzen. Mir persönlich waren Fälle einfach zu umfangreich. Ich hätte keine Zeit mehr gehabt den Stoff zu lernen und den habe ich benötigt. Du musst also für dich herausfinden, ob dir das „Stofflernen“ mit Fällen oder mit klassischen Lehrbüchern mehr taugt.

Probeklausuren: wenn du deine Probeklausuren verbesserst, dann verlier dich nicht in super tollen Formulierungen, die die Musterlösung hergibt und die du unbedingt auch kopieren möchtest. Betrachte das Wesentliche: hast du die Probleme gesehen? Stimmt das Schema? Hast du alle Anspruchsgrundlagen gefunden? Was wurde bemängelt? Versuche in der nächsten Klausur noch mehr zu argumentieren. Meiner Erfahrung nach bringt das einfach die meisten Punkte, anstatt nur stur Auswendiggelerntes „hinunterzuklatschen“.

Grundlagen: es hörte sich auch für mich immer befremdlich an, aber die Grundlagen sind im Examen tatsächlich das A und O. Vieles was ich in der Examensvorbereitung gelernt habe, kam überhaupt nicht dran. Grundlagen waren dagegen sehr gefragt. Ich hatte in den 18 Examensklausuren (Erst- und Verbesserungsversuch, sowie Probeexamen) nicht einmal eine Klausur die irgendwelche Spezialprobleme, die man zuvor auswendig gelernt hatte, beinhaltete. Vielmehr ist Argumentation wichtig! Üb das gut. Denn die Examensklausuren haben oft untypische Konstellationen, die man so nicht kannte. Mit Unbekanntem gut umgehen, das ist gefragt. Wichtig ist also, dass das Grundwissen solide sitzt. Erst dann kannst du darauf aufbauen. Auf Juraexamen.info findest du wichtige Definitionen und klassische Probleme, die zum Grundgerüst gehören. Verlier dich also nicht in den extrem umfangreichen Skripten oder Lehrbüchern.

Fixe Pausen: lerne mit anschließenden Pausen. Überleg dir was für dich am Besten ist. Du kannst z.B. 50 Minuten lernen und 10 Minuten Pause machen oder du lernst 25 Minuten und machst 5 Minuten Pause. Je nachdem was für dich gut funktioniert. Versuche nach ca. 3 h Lernen noch eine längere Pause einzuplanen.

Die richtige Balance: es wird nicht empfohlen über 6 h (pur) zu lernen. Ich konnte auch die Erfahrung machen, dass ich es bereut habe, wenn ich diese Zeitgrenze überzogen habe. Natürlich muss das jeder für sich entscheiden. Aber du musst nicht, nur weil es „cool“ ist, 9 h am Tag an dem Schreibtisch lernen. Auch, wenn du vielleicht auf studygram solche Zeiten siehst. Hier gilt wieder: weißt du, dass sie effektiv gelernt haben oder einfach nur entspannt einige Stunden gelesen haben? Die Stundenanzahl sagt nicht viel aus. Wenn man stark auswendig lernt, dann kannst du einfach nicht den ganzen Tag lernen. Wenn du entspannt den Stoff durchgehst, dann schaffst du natürlich mehr Stunden. Also lass dich davon nicht beeinflussen. Orientiere dich vielmehr daran, das zu schaffen, was für den Tag geplant war.

Ausgleich: versuche jeden Tag etwas zu machen, dass dir eine Freude bereitet und mache das bewusst. Für das Examen brauchst du viel Energie. Das kann sehr stark an den Nerven nagen. Versuche dir also immer etwas Gutes zu tun. Überlege, ob es dir wirklich gut tut einfach vor dem Fernseher zu sitzen (das kann durchaus sein!) oder, ob du dann dennoch das Gefühl hast „kein Leben“ zu haben. Mach dir hier viele Gedanken. Was macht dir Spaß, was tut dir gut? Liest du gerne Bücher, malst du gerne oder willst ein neues Hobby lernen? Ausgehen mit Freunden kommt zur Coronazeit leider nicht in Betracht. Also verschwende deine Zeit nicht damit dem hinterher zu trauern, sondern überlege dir, was dir sonst gut tut. Versuche auch täglich Sport zu machen. Du musst nicht die härtesten Workouts machen. Es reicht, wenn du dich etwas bewegst, z.B. 15 Minuten zu deiner Lieblingsmusik tanzen. Du sitzt den ganzen Tag und dein Körper wird dir dankbar sein.


Das waren sie, meine Tipps. Es gibt leider keinen Universaltipp für ein erfolgreiches Examen – wonach ich selbst ständig in der Vorbereitung gesucht habe. Ich verstehe wie es dir momentan geht. Aber glaub mir, diese Zeit geht vorüber! Halte durch, gönn dir auch mal schöne Tage und viel Erfolg!

Deine Meinungsstreiterin ❤

4 Gedanken zu „Das Lernen in der Examensvorbereitung (Jura) – meine Tipps“

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