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Längere Pause vor dem (Rechts-)Referendariat richtig zur Vorbereitung nutzen

Viele, die nach dem ersten juristischen Staatsexamen eine längere Pause machen, fragen sich irgendwann, wie sie sich auf das darauffolgende Referendariat richtig vorbereiten sollen. Vor meinem Referendariat habe ich mir die selbe Frage gestellt und viel im Internet recherchiert, um das Fragezeichen loszuwerden. Jetzt bin ich selbst im Referendariat und konnte mir diese Frage nun selbst beantworten. Angesichts meiner Vergleichsmöglichkeit zwischen der Recherche vor dem Ref und meiner eigenen Erfahrung, kann ich dir hoffentlich eine gute Antwort in diesem Beitrag geben.

Vorab: ich mache mein Referendariat in Bayern, d.h. es kann sein, dass sich das Ref in anderen Bundesländern anders gestaltet und sich der Fokus bei der Examensvorbereitung dadurch verändert. Machst du dein Referendariat auch in Bayern, kannst du unbesorgt meine Berichte einfach annehmen.

Meine Zeit vor dem Ref

Einige starten nicht gleich nach dem ersten Staatsexamen ins Referendariat. Sei es, dass man ein halbes Jahr dazwischen pausiert oder länger, es stellt sich dann die Frage, wie man diese Zeit vor dem Ref nutzen kann. Ich selbst habe meine erste Staatsprüfung vor der Universitätsprüfung (Schwerpunktprüfung) gemacht. Nachdem ich das erste Staatsexamen hinter mir hatte, stand also noch diese vor mir. Da ich einige Monate auf mein Ergebnis warten musste, konnte ich mich noch nicht für das Referendariat anmelden. Ich hatte also mehr oder weniger eine Zwangspause von sechs Monaten nach meinem Abschluss. Einige Monate gönnte ich mir für mein Privatleben, bis ich wieder bereit war zu lernen. Ich recherchierte zu der Frage, wie ich mich vorbereiten sollte, und kam immer zu dem Ergebnis: materielles Recht ganz oberflächlich und mit Prozessrecht beginnen. Diese Einschätzung war allerdings falsch. Im Nachhinein hätte ich die Zeit anders genutzt. Ich hätte intensiver und detaillierter das materielle Zivilrecht wiederholt. Das Prozessrecht habe ich viel zu umfangreich gelernt. Aber nun zu dir:

Calm down

Nach dem ersten Staatsexamen solltest du dir definitiv etwas Schönes gönnen. Schließlich hast du einen langen anstrengenden Marathon mit enormen psychischen Druck hinter dir. Gönn dir eine Pause! Insbesondere, wenn du gleich nach dem ersten Staatsexamen ins Referendariat gehst und ggf. nur zwei Monate dazwischen hast.

Der Fokus bei der Vorbereitung

Bist du also wieder fit und motiviert weiterzumachen, stellst du dir – wie ich damals – die Frage, worauf du deinen Fokus bei der Vorbereitung aufs Referendariat setzen sollst. Ich persönlich habe mich vorher im Internet informiert und leider bekam ich Informationen, die nicht mit meiner aktuellen Ref-Realität vereinbar sind. „Weniger materielles, mehr prozessuales“… aber ist das tatsächlich so? (Spoiler: nein.)

Unterschied Ref & Studium

Zunächst der Unterschied zwischen Ref und dem Studium: die Klausuren sind komplett in ein prozessuales Gerüst gekleidet. Heißt: kein Gutachten mehr, sondern Urteile, etc. Ein bisschen kann man das sich mit dem Vergleich zum Öffentlichen Recht im Studium klarmachen. Dort bestand ja auch schon immer dieser Unterschied zum Zivil- und Strafrecht: Ö-Recht im Kleid einer Klage. So ungefähr kann man sich die Klausuren im Ref vorstellen. Man hat sein materielles Recht (wie immer also) und dieses ist eingekleidet in Prozessrecht.

Klausurschwerpunkt

Punkte gibt es daher wie sonst auch auf materielles Recht (und natürlich Prozessrecht). Dieses ist auch nicht weniger kompliziert oder weniger umfangreich als im ersten Staatsexamen, wie ich oft im Internet gelesen habe. Der Kommentar, den man später auch nutzen kann, rettet einen auch nicht, wenn man die Information nicht findet bzw. nicht weiß wie man sie anzuwenden hat.

Die Zeit im Referendariat

Bestimmt hast du es schon gehört: im Ref ist die Zeit knapp. Denn du lernst neuen Stoff (Prozessrecht) und arbeitest (je nach Bundesland kann das variieren). Bei mir war das eigentlich sehr ruhig in der Zivilstation: zweimal Unterricht á 4 Stunden in der Woche, einmal im Monat den Richter treffen und 1-2 Akten im Monat bearbeiten (weit unterdurchschnittlich als im Vergleich zu den anderen! Allerdings waren meine Akten dafür wohl dicker). Ich hatte also in der Zivilstation viel Zeit… aber auch keine Zeit. Keine Zeit nämlich im Verhältnis zu der Stoffmenge. Du weißt vom ersten Staatsexamen wie umfangreich die Stoffmenge für 1-2 Jahre Vorbereitung ist. Nun haben wir 1,5 Jahre bis zum schriftlichen Examen und noch neuen Stoff, sowie „Ablenkungen“. Leider mag das Gehirn gerne vergessen. Das materielle Recht rieselt nur so dahin.

P.S. an dieser Stelle: bloß keine Panik; schließlich ist es trotzdem ein anderes Gefühl als vor der ersten Examensvorbereitung, da man nicht „von Null“ anfängt. Ich möchte dir hiermit keine Angst machen, sondern dir nur erläutern, weshalb der Fokus auf materielles Recht vor dem Ref sehr sinnvoll ist.

Lernfokus in der Pause

Hast du also vorher noch Zeit zur Verfügung, um vor dem Referendariat zu lernen, dann kann ich dir empfehlen den Fokus auf das materielles Recht zu setzen. Auch andere, wie Referendare kurz vor dem Examen oder eine Staatsanwältin, meinten, dass das materielle Recht wichtig sei und gelernt werden sollte.

Etwas lockerer kannst du die Sache trotzdem nehmen. Besitzt du gefestigte Kenntnisse, dann findet man vieles im Kommentar. Entscheiden wirst du nach der Rechtssprechung, sodass die kleinste Mindermeinung auch nicht mehr von Bedeutung ist.

Materialien zur Vorbereitung

Lern ruhig mit deinen Materialien zum ersten Examen. Ich kann dir auch die sehr kurzen Skripte vom Repetitor Hofmann empfehlen. Gerade, wenn man nur wenig Zeit hat, sind diese Gold wert!

Meines Erachtens ist es nicht nötig „vorzulernen“. Wenn du trotzdem magst, kann ich dir dieses Buch für Bayern empfehlen: Knöringer, die Assesorklausur im Zivilprozess (wurde uns empfohlen im Referendariat von Würzburg, Bayern). Wenn du also meinst, dass bei dir das materielles Recht sehr gut sitzt, kannst du auch mit diesem Lernen.


Ich hoffe der Beitrag konnte dir bei deiner Vorbereitung helfen. Abschließend ist nur zu sagen: mach dich nicht zu sehr verrückt! Viel Erfolg 🙂

2 Gedanken zu „Längere Pause vor dem (Rechts-)Referendariat richtig zur Vorbereitung nutzen“

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